Gebärdensprach-Avatar für mehr Barrierefreiheit

16. Mai 2025: Taub, aber nicht stumm Ein Gebärdensprach-Avatar für mehr Barrierefreiheit.
Gebärdensprach-Avatar

Der Landkreis Ebersberg beteiligte sich gemeinsam mit zahlreichen weiteren Kommunen an einem zukunftsweisenden Forschungsprojekt zur digitalen Barrierefreiheit: Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) wurde ein Gebärdensprach-Avatar entwickelt, der kommunale Informationen in Deutsche Gebärdensprache (DGS) übersetzt.

Für viele gehörlose sowie schwerhörige Menschen stellt die deutsche Laut- und Schriftsprache eine große Hürde dar – sie ist ihnen oft so fremd wie eine Zweitsprache. Die DGS hingegen ist eine eigenständige visuelle Sprache mit eigener Grammatik, Mimik und Gestik. Ohne entsprechende Übersetzungen bleiben viele Informationen für diese Zielgruppe unzugänglich.

Rund 200.000 Menschen in Deutschland nutzen die Deutsche Gebärdensprache, etwa 80.000 von ihnen sind gehörlos. Seit 2002 ist DGS als vollwertige Sprache gesetzlich anerkannt. Der Begriff „taubstumm“ gilt als überholt und wird heute als diskriminierend empfunden – taube Menschen können sehr wohl kommunizieren.

Um die Inklusion auch in diesem Bereich einen Schritt weiter voranzubringen, hat sich die Fachstelle für Inklusion des Landratsamts Ebersberg dazu entschlossen, sich an dem Forschungsprojekt zu beteiligen.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt wurde in Kooperation mit hörenden und tauben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Praxis und Betroffenenverbänden realisiert. Ziel war es, Kommunen auch ohne eigene Sprachkenntnisse in DGS die Möglichkeit zu geben, Informationen barrierefrei bereitzustellen. Dies gelingt über ein modulares Baukastensystem, das Texte in Gebärdensprachvideos übersetzt. Diese lassen sich einfach in kommunale Internetauftritte integrieren. Zusätzlich stehen Untertitel sowie Einstellmöglichkeiten für die Abspielgeschwindigkeit zur Verfügung.

Der Avatar befindet sich derzeit noch in der Betaversion – kleinere Fehler sind möglich, werden jedoch kontinuierlich verbessert. Hinweise nimmt die Fachstelle Inklusion am Landratsamt Ebersberg gerne entgegen.

Die Videos sind unter https://lra-ebe.de/gebaerdensprache/ abrufbar.

Einen tiefergehenden Einblick in die Projektgeschichte bietet auch die die BR-Sendung „Sehen statt hören“ aus dem Jahr 2021 (in der Mediathek verfügbar). Der Avatar wurde seitdem kontinuierlich in Hinsicht auf Verständlichkeit, Mimik und Beleuchtung wesentlich verbessert. Weitere Informationen sind unter https://www.gebaerdensprach-avatar.de verfügbar.

„Den Gebärdensprach-Avatar sehen wir als sinnvolle Ergänzung, aber keinesfalls als Ersatz für z.B. ein Beratungsgespräch. Das ist uns ganz wichtig zu betonen“, betont Angela Prommersperger von der Fachstelle für Inklusion.

So werden beispielsweise im Landratsamt nach frühzeitiger Anmeldung (spätestens 2 Wochen vor dem Termin) die Kosten für einen Gebärdensprachdolmetscher übernommen, wenn gehörlose Bürgerinnen und Bürger Kreistags- und Ausschusssitzungen besuchen wollen. Auch bei der Messe „Landkreis inklusiv“ kommen regelmäßig Dolmetscherinnen zum Einsatz.

Zudem bietet die Informations- und Servicestelle des BLWG (Fachverband für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderung) viermal jährlich eine Außensprechstunde im Kompetenzzentrum Barrierefreiheit und Pflege in Grafing an. Die nächste Beratung findet am 20. Mai 2025 von 14 bis 16 Uhr statt.

Kontakt für die Anmeldung zur Außensprechstunde der BLWG:

Tel.: 089  54 42 61 39
E-Mail: iss-m@blwg

Kontakt für die Buchung eines Gebärdensprachdolmetschers für Kreistags- und Ausschusssitzungen:

Landratsamt Ebersberg
Fachstelle Inklusion
Angela Prommersperger
Tel.: 08092  823 538
E-Mail: demografie@lra-ebe.de